Praktische Motorradprüfung - Ablauf, Tipps & typische Fehler

Steht deine praktische Motorradprüfung kurz bevor und du willst genau wissen, was dich erwartet? Ob Nervosität, Unsicherheiten oder schlichte Neugier, in diesem Artikel erfährst du den kompletten Ablauf der praktischen Motorradprüfung. Wir zeigen dir, worauf die Verkehrsexperten wirklich achten, welche typischen Fehler du vermeiden solltest und wie du dich optimal vorbereitest, damit du mit einem sicheren Gefühl bestehen kannst.
Plus: Konkrete Tipps von Profis, echte Einblicke in den Prüfungsalltag, damit dein grosser Tag ein voller Erfolg wird.

1. Die praktische Motorradprüfung - 2-teiliger Aufbau in der Schweiz

Bevor wir in den konkreten Ablauf einsteigen, ist es wichtig zu wissen, dass die praktische Motorradprüfung in der Schweiz aus zwei Teilen besteht:

1️⃣ Manöverprüfung
2️⃣ Prüfung „Fahren im Verkehr“

Je nach Kanton können diese beiden Teile am selben Tag oder an unterschiedlichen Tagen stattfinden.

🔹 Kanton Luzern: Beide Prüfungsteile werden direkt nacheinander am selben Termin durchgeführt. Wenn du die Manöver bestehst, geht’s direkt mit dem Verkehrsteil weiter.
🔹 Kanton Basel-Stadt/Basel-Land: Die beiden Prüfungsteile finden an unterschiedlichen Tagen statt. Erst wenn du die Manöverprüfung erfolgreich absolviert hast, kannst du dich für die praktische Motorradprüfung „Fahren im Verkehr“ anmelden.

💡 Tipp: Informiere dich frühzeitig beim zuständigen Strassenverkehrsamt, wie der Prüfungsablauf in deinem Kanton geregelt ist. Dein Fahrlehrer kann dir ebenfalls weiterhelfen.

Praktische Motorradprüfung - Manöverprüfung

2. Der Ablauf der praktischen Motorradprüfung

Der Ablauf der praktischen Motorradprüfung folgt einem klar strukturierten Muster. Der Verkehrsexperte begleitet dich dabei von der Vorbereitung bis zur abschliessenden Beurteilung. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf deinem fahrerischen Können, sondern auch auf deiner Kommunikationsfähigkeit, deiner Sicherheit im Umgang mit dem Motorrad und deinem Verhalten im Strassenverkehr.
In den folgenden Abschnitten zeigen wir dir, was dich erwartet, damit du sicher und vorbereitet in deine praktische Motorradprüfung starten kannst.

2.1. Vorbereitung durch den Verkehrsexperten

Bevor du auch nur ein Pedal berührst, beginnt für den Verkehrsexperten die Arbeit, meist im Hintergrund, aber mit grosser Bedeutung für den reibungslosen Ablauf deiner Motorradprüfung:

1️⃣ Prüfung der Akten

Der Experte checkt sorgfältig: Bist du korrekt erfasst?
🔹 Personalien werden mit deinem Lernfahrausweis, ID oder Pass abgeglichen
🔹 Deine Prüfungshistorie wird geprüft: Gab es Auflagen, frühere Prüfversuche oder irgendwelche Besonderheiten?

Diese Vorarbeit hilft sicherzustellen, dass alles behördlich korrekt abgewickelt wird und du nicht aus formal-technischen Gründen abrutschst.

2️⃣ Planung von Route & Prüfungsprogramm

Der Prüfer stellt eine standardisierte, aber anspruchsvolle Route, die sicherstellt, dass du deine fahrerischen Stärken zeigen kannst:
🔹 Manöverteil (z.B. langsame Fahrt, Slalom, Kurvenkontrolle) – dieser Teil findet in der Regel auf dem Gelände des Strassenverkehrsamtes statt, gefolgt vom
🔹 Verkehrsteil (Stadt, Landstrassen, Autobahn, usw.)

👉 In Luzern nutzt man häufig bekannte Prüfungsrouten. In unserem Artikel «Motorrad Prüfungsrouten in Luzern» zeigen wir dir die häufigsten Streckenabschnitte mit ihren Herausforderungen ganz konkret.

3️⃣ Einhaltung administrativer Vorgaben

Der Verkehrsexperte stellt sicher, dass alles den geltenden Regeln entspricht:
🔹 Dauer der Prüfung,
🔹 vorgeschriebene Schutzbekleidung,
🔹 ausreichend Beurteilungszeit für jedes Modul,
🔹 Dokumentation deines Ergebnisses (bestanden oder nicht).

Damit ist garantiert, dass du unter fairen und gesetzeskonformen Bedingungen geprüft wirst.

2.2. Begrüssung & Orientierung des Kandidaten

Bevor du überhaupt auf dein Motorrad steigst, lernst du den Verkehrsexperten erst einmal persönlich kennen. Dieser Moment ist wichtig, nicht nur für den Ablauf der gesamten Prüfung, sondern auch für dein Gefühl. Viele Kandidaten sind vor der Prüfung ziemlich nervös, vielleicht auch etwas verunsichert. Umso wichtiger ist es, dass der Einstieg ruhig, klar und respektvoll verläuft.

Freundlich, ruhig und auf Augenhöhe

Der Verkehrsexperte begrüsst dich in der Regel gleich beim Motorrad. Dieser erste Kontakt ist bewusst ruhig gehalten. Es gibt keinen Grund zur Hektik, keinen Zeitdruck. Man nimmt sich diesen Moment, um die wichtigsten Punkte zu besprechen und gemeinsam in die praktische Motorradprüfung zu starten.
Du wirst mit Respekt behandelt und genau das darfst du auch für dich selbst mitnehmen: Du bist nicht hier, um dich zu beweisen oder «perfekt» zu sein. Du bist da, um zu zeigen, dass du sicher, aufmerksam und verantwortungsvoll Motorrad fahren kannst.

Der Experte wird dir den groben Ablauf der Prüfung erklären, wie die Kommunikation funktioniert (z.B. per Funk oder Zeichensprache), wann und wie Anweisungen kommen werden und dass du bei Unsicherheiten auch Rückfragen stellen darfst. Ziel ist es, dich gut auf die Prüfung einzustimmen, nicht dich zu testen.

Dieser Moment ist eine gute Gelegenheit, kurz durchzuatmen, dich zu sammeln und dich innerlich auf die Fahrt einzustellen. Viele spüren nach der Begrüssung bereits, dass die grösste Nervosität nachlässt.

2.3. Vor Prüfungsbeginn: Ausweiskontrolle, Fahrtüchtigkeit & Sicherheitsausrüstung

Es gibt noch weitere Punkte, die geklärt werden müssen, bevor es mit der eigentlichen praktischen Motorradprüfung so richtig losgeht. Diese formalen Schritte sind keine Schikane, sondern Teil des Prüfungsprotokolls und stellen sicher, dass alles sicher und regelkonform abläuft.

🪪 Lernfahrausweis & Identitätskontrolle
Als Erstes will der Verkehrsexperte deinen Lernfahrausweis sehen. Dieser muss gültig und vollständig sein. Also achte darauf, dass du ihn nicht vergisst. Ohne diesen Ausweis kann die Prüfung nicht stattfinden.

😴 Kontrolle der Fahrtüchtigkeit
Der Verkehrsexperte wird sich auch einen kurzen Eindruck von deinem allgemeinen Zustand machen. Das bedeutet:
🔹 Siehst du fit und wach aus?
🔹 Zeigt irgendetwas auf Alkohol- oder Drogenkonsum hin?
🔹 Bist du gesundheitlich in der Lage, Motorrad zu fahren?

Diese Einschätzung erfolgt subjektiv, aber professionell. Wenn Zweifel an deiner Fahrtüchtigkeit bestehen, wird die Prüfung nicht durchgeführt. Das ist dann leider dein Fehler, mit entsprechenden Kostenfolgen.

🏍️ Kontrolle der Sicherheitsausrüstung – besonders wichtig bei der Motorradprüfung!
Im Gegensatz zur Autoprüfung geht’s hier nicht nur um dein Fahrzeug, sondern auch um deine persönliche Schutzausrüstung. Ohne vollständige, geeignete Ausrüstung darf die Prüfung nicht gestartet werden.

Der Verkehrsexperte wird prüfen, ob du korrekt und vorschriftsgemäss ausgerüstet bist. Dazu gehört:
🔹 Helm: Geprüfter Motorradhelm mit ECE-Prüfzeichen (gut sichtbar, richtig geschlossen)
🔹 Jacke: Motorradjacke mit Protektoren (mind. An Schultern und Ellbogen)
🔹 Handschuhe: Motorradhandschuhe mit verstärktem Schutz
🔹 Hose: Lange Motorradhose (idealerweise mit Protektoren – z.B. an den Knien)
🔹 Schuhe: Geschlossene, knöchelhohe Schuhe
🔹 Rückenprotektor: optional, aber sehr empfohlen

Auch wenn dein Helm richtig teuer war, ohne Prüfzeichen (z.B. ECE R22) kann die Prüfung verweigert werden. Achte daher vor dem Prüfungstag genau darauf, dass alle Teile deiner Ausrüstung vollständig, sicher und korrekt getragen werden.

👉 Möchtest du mehr über die Schutzausrüstung erfahren? Dann lies unseren Artikel «Sicherheitsausrüstung für Motorradfahrer».

2.4. Kontrolle des Prüfungsfahrzeugs - Technik, Vorschriften & Vorbereitung

Bevor es losgeht, schaut sich der Experte auch dein Motorrad genauer an. Selbstverständlich musst du ein ordnungsgemäss vorbereitetes, vorschriftsgemässes und sichere Prüfungsfahrzeug mitbringen. Es liegt in deiner Verantwortung, dass das Motorrad den Anforderungen entspricht. Diese Anforderungen hängen jeweils von der Kategorie deines Lernfahrausweises ab.

🔍 Was der Experte prüft
Vor Prüfungsbeginn macht der Experte einen kurzen technischen Check:
🔹 Licht, Blinker, Bremsen – alles muss funktionieren
🔹 Reifenprofil – ausreichend und gleichmässig
🔹 Kennzeichen – korrekt montiert und sichtbar
🔹 Lärmvorschriften – keine lauten, nicht typengenehmigten Auspuffanlagen
🔹 Fahrzeugausweis – muss mitgeführt und auf Verlangen vorgezeigt werden

Fehlt etwas oder ist das Fahrzeug nicht zulässig, wird die praktische Motorradprüfung erst gar nicht gestartet, und zwar mit Kostenfolge für dich.

❗Wichtig bei Mietmotorrädern
Viele Fahrschüler, besonders in der Kategorie A1 oder bei Quereinsteigern, nutzen ein Mietmotorrad für die praktische Motorradprüfung. Das ist grundsätzlich kein Problem, aber du bist dafür verantwortlich, dass das Motorrad:
🔹 korrekt vorbereitet
🔹 ordnungsgemäss ausgestattet
🔹 und in technisch einwandfreiem Zustand ist.

Fehlt etwas (z.B. defektes Licht, zu lauter Auspuff, Drossel falsch eingetragen), kann die Prüfung nicht stattfinden. Bei Unsicherheit: Lass das Fahrzeug vorher durch einen Fahrlehrer prüfen.

Praktische Motorradprüfung - Kontrolle des Prüfungsfahrzeugs

2.5. Verhalten, Beobachtung & Kommunikation während der praktischen Motorradprüfung

Wenn die Prüfung startet, wirst du von einem Verkehrsexperten begleitet, der dein Fahrverhalten während der gesamten Prüfung aufmerksam beobachtet. Anders als bei der Autoprüfung sitzt er nicht neben dir, sondern fährt im Begleitfahrzeug oder auf einem Motorrad hinter dir und bleibt per Funkverbindung mit dir in Kontakt.
Das kann sich im ersten Moment ungewohnt anfühlen, ist aber absolut üblich. Der Experte sieht und hört dich – und vor allem dein Fahrverhalten – genau genug, um sich ein umfassendes Bild zu machen.

🔎 Wie wird die Fahrt beobachtet?

Je nach Kanton und Ausrüstung belgeiten die Experten die Prüfung auf unterschiedliche Weise:
🔹 Im Auto hinter dir: Standard in den meisten Kantonen – der Prüfer fährt mit einem neutralen Fahrzeug (manchmal auch mit dem Fahrlehrer) direkt hinter dir her.
🔹 Auf dem Motorrad: In einigen Fällen begleitet dich der Experte selbst mit dem Motorrad oder sitzt sogar bei dir hinten drauf.
🔹 Funkverbindung: Du erhältst ein Funkgerät (im Helm oder am Ohr), über das dir alle Anweisungen rechtzeitig und klar übermittelt werden.

🗣️ Wie kommuniziert der Experte mit dir?

Die Anweisungen des Experten sind klar, rechtzeitig und niemals trickreich. Es geht nicht darum, dich hereinzulegen oder dich zu verwirren. Der Experte möchte sehen, ob du im echten Strassenverkehr sicher, regelkonform und vorausschauend unterwegs bist.
Typische Beispiele:
🔹 „Bei der nächsten Möglichkeit links abbiegen.“
🔹 „Fahren Sie Richtung Hochdorf, bitte der Signalisation folgen.“
🔹 „Jetzt bitte rechts einspuren, wir wechseln die Richtung.“
Tipp: Wenn du eine Anweisung nicht verstanden hast, darfst du unbedingt nachfragen. Lieber einmal kurz auf Nummer sicher gehen, als falsch reagieren. Zögere nicht – das ist völlig legitim und wird nicht negativ bewertet.

🧠 Was bewertet der Experte – und was nicht?

Der Experte beobachtet nicht einzelne Millimeter deiner Spurhaltung, sondern dein Gesamtverhalten im Verkehr. Er achtet unter anderem auf:
✅ Fahrzeugbeherrschung: Sauberes Anfahren, Bremsen, Schalten, Gleichgewicht
✅ Verkehrssehen & Blicktechnik: Schulterblick, Spiegelarbeit, Blickführung in Kurven
✅ Regelkonformität: Tempolimits, Vortrittsregeln, korrekte Signalisation
✅ Defensive Fahrweise: Vorausschauendes Handeln, Sicherheitsabstände, Rücksichtnahme
✅ Stresskompetenz: Wie gehst du mit Druck oder kleinen Fehlern um?

Was nicht bewertet wird:
❌ Deine Kleidung (sofern sicher und vorschriftsgemäss)
❌ Theoretisches Wissen (dafür war die Theorieprüfung da)
❌ Perfektion – du darfst auch mal einen Gang verschalten oder leicht zu spät blinken, solange keine Gefahr entsteht

3. Prüfungsaufbau: So läuft die praktische Motorradprüfung "Fahren im Verkehr" ab

Wenn du die Manöverprüfung erfolgreich bestanden hast, folgt der zweite Teil der praktischen Motorradprüfung: das Fahren im Verkehr. Dabei beurteilt der Experte, ob du dich im realen Strassenverkehr sicher, verantwortungsvoll und regelkonform bewegst.

Diese Prüfungsfahrt ist in der ganzen Schweiz klar strukturiert und gliedert sich in drei Phasen. Ziel ist es, dich Schritt für Schritt an verschiedene Verkehrssituationen heranzuführen, vom Einfachen zum Komplexen.
So kann der Verkehrsexperte deinen Fahrstil realistisch und fair beurteilen.

Hinweis: die Angaben zur Dauer der einzelnen Phasen sind Richtwerte und können leicht variieren, je nach Prüfungssituation, Verkehrsaufkommen und Region.

3.1. Phase 1 - Einfahren, Gewöhnung, Kommunikation (ca. 10%)

Gleich zu Beginn der Prüfung wirst du nicht direkt mit komplexen Verkehrssituationen konfrontiert. In der ersten Phase geht es darum, sich einzufahren und die Kommunikation mit dem Experten über Funk zu testen.

Diese Phase dient vor allem der Gewöhnung:
🔹 Du gewöhnst dich an dein Motorrad und den Prüfungsdruck.
🔹 Du lernst, mit der Funkverbindung klarzukommen.
🔹 Der Prüfer kann sehen, wie du mit einfachen Fahraufgaben umgehst.

Typische Inhalte dieser Phase:
🔹 Anfahren & Abbiegen auf ruhigen Strassen
🔹 Erste Kreisverkehre oder einfache Abzweigungen
🔹 Halten an Stoppstrassen oder Lichtsignalen
🔹 Einfache Spurwechsel, Blicktechnik beobachten

Tipp: Nutze diese Phase, um deine Nervosität zu reduzieren und in deinen Flow zu finden. Atme durch, konzentriere dich auf deine Abläufe – und vertraue auf das, was du gelernt hast.

3.2. Phase 2 - Verhalten im Verkehr (ca. 40-50%)

Jetzt wird es etwas anspruchsvoller: Der Prüfer testet dein Verhalten im «normalen» Strassenverkehr. Dabei geht es nicht um Prüfungstricks oder Sondermanöver, sondern um die Frage, ob du sicher, flüssig und regelkonform fährst.

Was hier besonders zählt:
🔹 Vorausschauendes und defensives Fahren
🔹 Korrektes Verhalten gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern
🔹 Einhalten der Verkehrsregeln (Tempolimits, Vortritt, Signale)
🔹 Spiegel- & Schulterblick konsequent anwenden

Tipp: Fahre wie in der Fahrstunde, sicher, aber nicht übervorsichtig. Zeig dem Prüfer, dass du dich im Strassenverkehr orientieren kannst und Verantwortung übernimmst.

Motoprüfung - Verhalten im Verkehr

3.3. Phase 3 - Komplexe Situationen und Belastbarkeit (ca. 40-50%)

In der letzten Phase will der Experte wissen: Wie reagierst du unter Belastung?

Jetzt kommen komplexere Fahraufgaben und herausfordernde Verkehrssituationen. Das können z. B. sein:
🔹 Fahrten durch Innenstädte mit hohem Verkehrsaufkommen
🔹 Bahnübergänge, Busspuren, Mehrspurkreuzungen
🔹 Fahrten bei schlechter Sicht oder wechselndem Wetter
🔹 Mehrspurige Kreisverkehre, Autobahneinfahrten

Der Fokus liegt jetzt auf deiner Fahrdynamik und Belastbarkeit:
🔹 Wie reagierst du, wenn’s hektisch wird?
🔹 Bleibst du ruhig und triffst gute Entscheidungen?
🔹 Behältst du die Übersicht auch bei Stress?

Tipp: Bleib ruhig – niemand erwartet Perfektion. Wenn du etwas übersiehst oder zu spät blinkst, ist das nicht gleich ein Grund fürs Nichtbestehen. Wichtig ist, dass du keine Gefährdung verursachst und angemessen reagierst.

Die praktische Motorradprüfung im Verkehr ist klar strukturiert – und darauf ausgelegt, dich Schritt für Schritt zu fordern. Vom lockeren Einfahren über typische Verkehrssituationen bis hin zu echten Belastungsproben: Du zeigst, dass du bereit bist für den Strassenverkehr.
Wenn du dich gut vorbereitet hast, wirst du die Prüfung nicht nur bestehen – sondern dabei auch merken, wie viel du bereits kannst.

4. Abbruch der Prüfung - Was bedeutet das für dich?

Auch wenn niemand gerne darüber spricht: es kann vorkommen, dass eine praktische Motorradprüfung abgebrochen werden muss. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass du durchgefallen bist. Wichtig ist, warum die Prüfung abgebrochen wurde und wer dafür verantwortlich ist.

Wir zeigen dir hier, in welchen Fällen ein Abbruch zum «Nicht bestanden» führt und wann du trotzdem bestehen kannst.

4.1. Abbruch mit Verschulden des Kandidaten - Prüfung nicht bestanden

Wenn die Prüfung wegen deines eigenen Verhaltens abgebrochen werden muss, gilt sie als nicht bestanden. Das kann in folgenden Fällen passieren:

🚫 Schwere Regelverletzung oder Gefährdung
Du missachtest z. B. ein Stoppsignal, verursachst eine gefährliche Situation oder bringst andere Verkehrsteilnehmer in Bedrängnis.

💥 Unfall mit Sach- oder Personenschaden
Kommt es während der Prüfung zu einem Unfall (mit deinem Verschulden), ist die Prüfung ebenfalls beendet – und gilt als nicht bestanden.

❓ Zweifel an deiner Fahreignung
Wenn der Experte den Eindruck hat, dass du körperlich oder geistig nicht in der Lage bist, sicher zu fahren (z. B. starke Überforderung, Orientierungslosigkeit etc.).

🙋‍♂️ Du brichst selbst ab
Du darfst die Prüfung jederzeit abbrechen – z. B. wegen starker Nervosität oder Unsicherheit. Allerdings gilt sie dann auch als nicht bestanden.

Tipp: Der Experte will dich nicht „reinlegen“. Wenn du einen Fehler machst, bleib ruhig. Solange keine Gefahr entsteht, ist es oft noch kein K.-o.-Kriterium. Viele kleine Fehler sind besser als eine grosse Gefährdung.

4.2. Abbruch ohne dein Verschulden - Prüfung kann als bestanden gewertet werden

Manchmal liegt der Abbruch gar nicht an dir. In solchen Fällen wird deine Leistung bis zum Abbruch bewertet – und die Prüfung kann trotzdem als bestanden gelten.

Typische Gründe für einen Abbruch ohne Verschulden:

🌧️ Schlechtes Wetter (z. B. starke Regenfälle, Sturm, Glatteis)
🛠️ Technischer Defekt am Motorrad
🚧 Unfälle oder Sperrungen auf der Route, die den Prüfungsverlauf stark beeinflussen

Damit die Prüfung trotzdem gewertet werden kann, müssen mindestens 80 % der Prüfungszeit absolviert sein – und du musst die Anforderungen bis dahin erfüllt haben.

Sorge dafür, dass dein Motorrad in einwandfreiem Zustand ist – besonders, wenn du ein Mietmotorrad fährst. Achte auch auf deine Ausrüstung. Und bei zweifelhaftem Wetter: Kläre frühzeitig, ob der Kurs trotzdem stattfindet oder verschoben wird.

5. Kategorisierung von Fehlern bei der praktischen Motorradprüfung

Niemand erwartet eine perfekte Fahrt von dir! Kleine Unsicherheiten oder einzelne Flüchtigkeitsfehler sind ganz normal, besonders unter Prüfungsdruck. Wichtig ist jedoch, wie schwer die Fehler sind und ob sie sich häufen oder sicherheitsrelevant sind. Die Experten beurteilen die Fehler anhand von drei Kategorien, je nachdem, wie stark die Verkehrssicherheit dadurch beeinträchtigt wird.

🟥 Kategorie I – Schwere Fehler

Diese Fehler führen in der Regel bereits beim ersten Mal zum Durchfallen. Es handelt sich dabei um Situationen, in denen du dich selbst oder andere konkret oder potenziell gefährdest.

⚠️ Bremsbereitschaft ungenügend
Du bist nicht jederzeit bereit, sofort zu bremsen, z.B. bei hoher Geschwindigkeit oder in unübersichtlichen Bereichen.

🏍 Geschwindigkeit nicht angepasst
Du fährst deutlich zu schnell für die entsprechende Situation, z.B. bei Regen, Kurven oder unklarer Sicht.

⛔ Vortrittsrecht mit Gefährdung verletzt
Du missachtest den Vortritt und zwingst andere Verkehrsteilnehmer zum Bremsen oder Ausweichen.

🚧 Sicherheitslinie überfahren (mit Behinderung oder Gefährdung)
Du fährst z.B. beim Überholen über eine Sicherheitslinie und bringst dadurch andere in Gefahr.

🔁 Gefährdung beim Fahrstreifenwechsel
Du wechselst den Fahrstreifen ohne Rücksicht, etwa ohne Blick in den Spiegel oder Schulterblick.

🌫️ Geschwindigkeit nicht den Sichtverhältnissen angepasst
Du fährst bei Nebel oder Dämmerung so, dass du im Notfall nicht mehr rechtzeitig anhalten könntest.

🚀 Zulässige Höchstgeschwindigkeit massiv überschritten
Nicht 5 km/h zu schnell, sondern deutlich drüber – das zeigt fehlendes Gefahrenbewusstsein.

🚦 Lichtsignale/Polizeizeichen nicht beachtet
Ein Rotlicht übersehen oder eine direkte Anweisung missachtet → klare Gefährdung.

🚫 Fahrverbote und Anordnungen ignoriert
Du fährst z. B. in eine Fahrverbotszone oder eine gesperrte Strasse hinein.

➡️ Einfügen in fliessenden Verkehr mit Behinderung
Du fädelst dich z. B. an einer Kreuzung oder Einfahrt ein und zwingst andere zu starken Bremsmanövern.

🔄 Linksabbiegen: Gegenverkehr erheblich behindert
Ein häufiger Grund für gefährliche Situationen – besonders an unübersichtlichen Stellen.

↩️ In Gegenfahrbahn eingespurt
Du spurst z. B. auf einer Kreuzung falsch ein und gerätst in den Gegenverkehr.

🧭 Unübersichtliche Linkskurven geschnitten
Du fährst zu früh oder zu weit in die Kurve hinein – andere Verkehrsteilnehmer könnten gefährdet werden.

🚙 Überholen mit Behinderung oder Gefährdung
Du überholst trotz Gegenverkehr oder zu knappen Abständen.

🧍‍♂️ Fussgänger gefährdet beim Überqueren
Du hältst nicht an einem Zebrastreifen oder bremst zu spät.

👶 Falsches Verhalten gegenüber Kindern, Senioren, Behinderten
Hier gilt besondere Vorsicht – falsches Verhalten führt schnell zum Prüfungsabbruch.

🛑 Nicht richtig gestoppt an Stoppstrasse
„Fast gestoppt“ zählt nicht – du musst das Motorrad vollständig zum Stillstand bringen.

🛣️ Einfahrt auf Autobahn ungenügend beschleunigt
Du fährst zu langsam auf die Autobahn und bringst dich oder andere in Gefahr.

🟧 Kategorie II – Mittelschwere Fehler

Diese Fehler führen nicht sofort zum Durchfallen – aber bei Wiederholung oder in Kombination mit anderen Fehlern können sie zu einem negativen Entscheid führen. Häufig geht es hier um Behinderungen oder mangelnde Fahrzeugbeherrschung.

⚠️ Teilweise ungenügende Bremsbereitschaft
Du fährst z. B. in einer risikoreichen Situation ohne die Finger an der Bremse.

🏍 Teilweise unangepasste Geschwindigkeit
Du bist leicht zu schnell oder zu zögerlich – je nach Situation.

↔️ Vortritt mit Behinderung verletzt
Du nimmst jemanden den Vortritt, aber ohne konkrete Gefährdung.

🕰️ Entschlusskraft mangelhaft
Du zögerst zu lange oder triffst Entscheidungen zu spät – z. B. beim Abbiegen.

🔕 Schwache Reaktion bei Gefahrensignalen
Du reagierst z. B. nicht auf ein Hupen, ein Lichtsignal oder eine gefährliche Situation.

🟡 Sicherheitslinie überfahren ohne Behinderung
Nicht optimal – aber nicht unbedingt gefährlich.

🌍 Umweltschutz ungenügend beachtet
Du lässt z. B. den Motor im Stand laufen oder fährst im falschen Gang.

🧭 Unmotivierter Verzicht auf Vortritt an Verzweigungen
Du überlässt anderen unnötig den Vortritt – das kann zu Unsicherheit im Verkehr führen.

🧍 Fussgänger auf Zebrastreifen behindert
Du bremst zwar – aber zu spät oder zu knapp.

➡️ Richtungsanzeige ungenügend
Du blinkst zu spät, zu kurz – oder gar nicht.

🏍 Rechtsfahrgebot nur teilweise eingehalten
Du fährst leicht zu weit links, ohne dass es nötig wäre.

🏍 Abstände nur teilweise ausreichend
Zu wenig Abstand z. B. beim Hinterherfahren.

🛣️ Einfahrt Autobahn zu schwach beschleunigt
Du kommst zwar auf die Autobahn, aber ohne genügend Tempo aufzunehmen.

🏍 Fahrzeugbedienung teilweise ungenügend
Du hast z. B. Mühe mit dem Anfahren am Berg oder der Kupplung.

💡 Beleuchtung nicht den Sichtverhältnissen angepasst
Licht zu spät eingeschaltet oder falsch eingestellt.

🪞 Spiegelbenutzung ungenügend
Du vergisst regelmässig den Blick in den Rückspiegel oder über die Schulter.

🛑 Notbremsung ungenügend
Du verzögerst nicht stark genug oder reagierst zu spät.

🟩 Kategorie III – Leichte Fehler

Diese Fehler werden in der Gesamtbeurteilung berücksichtigt. Einzelfehler sind in der Regel kein Problem, aber wenn sie sich häufen oder kombiniert auftreten, kann das Bild kippen.

⚠️ Bremsbereitschaft vereinzelt ungenügend
Kurz unaufmerksam – aber kein sicherheitsrelevanter Moment.

🏍️ Geschwindigkeit vereinzelt nicht angepasst
Du bist einmal zu langsam oder etwas zu zügig unterwegs – aber ohne Auswirkungen.

↔️ Unsicherheiten beim Vortritt
Du bist etwas zögerlich oder vorschnell – kein Drama, solange es niemanden behindert.

🛞 Fahrzeugbedienung teilweise ungenügend
Z. B. unruhiger Fahrstil, unsaubere Schaltvorgänge.

👀 Vereinzelte Fehler im Verkehrssehen
Du übersiehst kurz ein Schild oder eine Markierung – ohne Folgen.

🔁 Einzelfehler beim Fahrstreifenwechsel
Du hast einmal den Schulterblick vergessen – aber ohne Risiko.

🛑 Zulässige Höchstgeschwindigkeit geringfügig überschritten
Z. B. 55 km/h innerorts – noch kein Ausschlussgrund.

🌿 Teilweise ungenügende Umweltbeachtung
Du fährst z. B. im falschen Gang oder lässt den Motor im Stand laufen.

🧭 Vereinzelte Fehler beim Wegweiserfahren
Du fährst kurz falsch – der Experte hilft dir dann weiter.

🏍 Einspuren, Rechtsfahren, Richtungsanzeige vereinzelt fehlerhaft
Kleine Patzer, die du direkt wieder korrigierst.

🛣️ Ausfahrt Autobahn zu früh verlangsamt
Kein Problem, solange der Verkehr nicht behindert wird.

🧰 Vereinzelte Fehler bei der Bedienung & Kontrolleinrichtungen
Du suchst z. B. kurz den Blinker oder verstellst unabsichtlich das Fernlicht.

Fazit: Sicher und souverän in die praktische Motorradprüfung

Die praktische Motorradprüfung ist zweifellos ein grosser Moment – aber längst kein unüberwindbares Hindernis. Wenn du den Ablauf kennst, typische Fehler vermeiden kannst und weisst, worauf der Verkehrsexperte wirklich achtet, startest du entspannter und mit mehr Selbstvertrauen.
Perfektion wird nicht verlangt – entscheidend sind deine Fahrsicherheit, Regelkenntnis, vorausschauendes Fahren und ein sicherer Umgang mit deinem Motorrad.

Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel. Je vertrauter du mit deinem Motorrad und den Fahrsituationen im Verkehr bist, desto gelassener meisterst du auch die Prüfung. Genau hier setzen unsere Motorrad-Grundkurse an: praxisnah, individuell und gezielt auf deine Bedürfnisse abgestimmt.